Antrag: Klimagerechte Ernährung in Kitas und Schulen unserer Stadt

Petra Ondrejka-Weber / Christoph Tetzner

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, für die Verpflegung in Kitas maximal ein­mal in der Woche Fleisch auf den Speiseplan zu setzen. Nach den Recherchen der Fraktion DIE LINKE.plus sieht die Realität in den Unnaer Kitas leider anders aus. Daher hat die Fraktion folgenden Antrag gestellt:

 

Antrag: Klimagerechte Ernährung in Kitas und Schulen unserer Stadt

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Wigant,

seit 2019 hat Unna den Klimanotstand ausgerufen. Das Thema „Konsum und Ernährung“ ist je­doch im bisherigen Klimaschutzkonzept der Stadt noch ein blinder Fleck. Dabei hat die Art und Weise, wie wir uns ernähren, einen maßgeblichen Einfluss auf das Klima und auch auf unsere Gesundheit und die globale und lokale Wirtschaft.

Die Studienlage zu den klimatischen Auswirkungen der tierprodukterzeugenden Landwirtschaft ist besorgniserregend. So hält eine Studie der Johns-Hopkins-Universität fest, dass selbst im Fall dramatischer Emissionsreduzierungen in allen nicht-landwirtschaftlichen Bereichen die mitt­lere Temperatur höchstwahrscheinlich um mehr als 2 Grad ansteigen wird, wenn die globalen Trends beim Konsum von Fleisch und Milchprodukten anhalten[1]. Sogar wenn wir ab sofort emissionsfreie Energie hätten, würden die unverändert weiter laufenden Emissionen aus der Landwirtschaft dazu führen, dass das 1,5-Grad-Ziel und bis zum Ende des Jahrhunderts ver­mutlich auch das 2-Grad-Ziel verfehlt werden[2]. Selbst beim gebotenen raschen klimapoliti­schen Handeln benötigt allein die Schaffung der Infrastrukturen für emissionsfreie Energie mehr als ein Jahrzehnt.

Insofern ist die „Ernährungswende“ die direkteste, effektivste und am besten und schnellsten umsetzbare Klima- und Umweltschutzmaßnahme.

Sich gesund und nachhaltig zu ernähren hängt unter anderem stark von den Lernprozessen und Erfahrungen in jungen Jahren ab. Immer mehr Kinder und Jugendliche essen mittags in der Kita oder Schule. Neben dem Elternhaus werden hier grundlegende Weichen für ein nachhaltig positives Ernährungverhalten gestellt. In den Mensen, Schulkiosken und Kita-Küchen unserer Stadt liegt damit ein enormes Potenzial für Klima- und Ressourcenschutz, wenn dabei bevor­zugt regionale, saisonale, frische, pflanzliche, naturbelassene und ressourcenschonend produ­zierte Lebensmittel angeboten und auf den Speiseplan gesetzt werden.

Für die Ernährung in Kitas und Ganztagsgrundschulen gibt es Empfehlungen und Richtlinen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)[3] und der Verbraucherschutzzentrale NRW[4]. Die DGE empfiehlt, für die Verpflegung in Kitas maximal einmal in der Woche Fleisch auf den Speiseplan zu setzen. Die Realität in den Unnaer Kitas sieht leider anders aus: Oft findet sich bis zu viermal in der Woche Fleisch auf dem Speiseplan. Auch das Schulessen muss den An­forderungen einer nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung entsprechen.

Wegen des enormen Potenzials und der kurzfristigen Umsetzbarkeit der Maßnahmen möge da­her der Rat der Stadt beschließen, dass die Ernährung in den Kitas und Schulen sowie allen übrigen im Einflussbereich liegenden Mensen im Stadtgebiet sukzessive bis zum 1.9.2022 nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Verbraucherschutzzen­trale NRW umgestaltet wird. Dabei wacht die Stadt über die Einhaltung dieser Ernährungsemp­fehlungen. Wünschenswert ist eine Zertifizierung der Küchen und Caterer, die das Kita- und Schulessen zubereiten, durch die DGE.

Durch diesen Beschluss würden

  • eine klima- und somit zukunftsgerichtete Ernährung in den Kitas und Mensen unmittelbar umgesetzt,
  • ein elementarer Bildungsbaustein „Gesunde und klimagerechte Ernährung“ für zukünftige Generationen gesetzt sowie
  • nachhaltige positive Effekte für die regionale und biologische (ökologische?) Landwirtschaft und das regionale Lebensmittelhandwerk erzielt.

Für die konkrete Umsetzung dieses Beschlusses stehen z.B. mit dem Projekt „MehrWertKon­sum“ der Verbraucherzentrale NRW Angebote für Einrichtungen, Träger und Verpflegungsanbie­ter zur Verfügung. Auch die „Impulse für die kommunale Ernährungswende“ des Ernährungsrats der Stadt Köln[5] liefert Antworten auf die Fragen nach einer klimagerechten und nachhaltigen Zu­kunft der Ernährung.

Da das Wissen um die Auswirkungen der Ernährung auf das Klima nicht allgemein vorausge­setzt werden kann, beantragt die Fraktion DIE LINKE. plus außerdem, dass in den Ausschüs­sen, die über diesen Antrag beraten, der Gründer von „Vegans for Future“[6], Tim Werner, zu einem Informationsvortrag eingeladen wird.

 

Quellen:

[1] Foer, J. S. (2019): Wir sind das Klima! Wie wir unseren Planeten beim Frühstück retten können. Kiepenheuer & Witsch, S. 113.

[2] Clark, Michael. A., Domingo, Nina G. G. et al. (2020): Global food system emissions could preclude achieving the 1.5° and 2°C climate change targets. Science, Vol. 370, pp. 705- 708.

[3]DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas

[4]Verbraucherzentrale NRW: Klimagesunde Schulernährung

[5]Ernährungsrat Köln: Impulse für die kommunale Ernährungswende

[6]http://vegansforfuture.eu